Wer die Fahrerlaubnis verloren hat, muss damit rechnen, eine sogenannte MPU – eine medizinisch-psychologische Untersuchung – über sich ergehen zu lassen, um den Führerschein zurückzuerhalten. Viele Autofahrer möchten die MPU umgehen. Geht das?
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Der Entzug der Fahrerlaubnis ist in der Regel mit einer Sperrfrist verbunden. Nach Ablauf dieser Frist dürfen Betroffene ihren Führerschein wieder neu beantragen – und müssen dabei nachweisen, dass sie an einer MPU teilgenommen und sie bestanden haben. Lässt sich die MPU umgehen?
Die MPU zu umgehen, ist nicht einfach. Wer sich partout nicht darauf einlassen möchte, braucht einen langen Atem – denn erst nach circa 15 Jahren gibt es den Führerschein ohne MPU zurück. Grund dafür ist die MPU-Verjährung. Es gibt sie zwar nicht offiziell, aber das Straßenverkehrsgesetz (StVG) sagt in § 29, dass alle Vergehen, die zum Entzug der Fahrerlaubnis geführt haben, nach einer bestimmten Zeit getilgt sind. Wer so lange warten möchte, kann also die MPU umgehen. Bedingung ist aber, dass Betroffene sich in dem gesamten Zeitraum nichts im Straßenverkehr zuschulden kommen lassen. So dürfen sie beispielsweise auch als Fußgänger oder Radfahrer keine Punkte in Flensburg sammeln.
Wichtig: Wer wirklich die Zeit absitzen möchte, sollte tunlichst vermeiden, zwischendurch doch einen Antrag auf Neuerteilung des Führerscheins zu stellen. Dadurch wird nämlich die Tilgungsfrist unterbrochen. Und noch ein wichtiger Hinweis: Auch wenn Autofahrer einfach durch Abwarten die MPU umgehen können, kann es passieren, dass sie dennoch einen Nachweis über Fahrstunden oder eine neue Fahrprüfung vorlegen müssen. Das ist immer dann der Fall, wenn weiterhin Zweifel an der Fahrtauglichkeit des Betroffenen besteht.
Da die Verjährung für Straftaten, die zum Verlust der Fahrerlaubnis führen, 10 Jahre beträgt, können Betroffene ihren Führerschein – zumindest rein theoretisch – nach 10 Jahren auch ohne MPU zurückbekommen. Aber: Die Tilgungsfrist von 10 Jahren beginnt erst fünf Jahre nach dem Führerscheinentzug. Betroffene Autofahrer müssen also in der Regel 15 Jahre auf den Führerschein warten, wenn sie die MPU umgehen möchten.
Wurde ein Autofahrer von einem Gericht verurteilt und hat er bereits einen Brief mit der Bitte um Einreichung eines MPU-Gutachtens erhalten, wird es schwer, die MPU noch abzuwenden. Wer in dieser Situation die MPU umgehen möchte, sollte sich einen Anwalt für Verkehrsrecht suchen und sich eingehend beraten lassen. Grundsätzlich gilt aber, dass man gegen die Anordnung der MPU üblicherweise nicht angehen kann. Das Schreiben dient lediglich als Information und Vorbereitung und lässt sich nicht angreifen. Wer jedoch gegen den eigentlichen Grund für den Entzug der Fahrerlaubnis vorgehen möchte, kann das tun. Ein Einspruch wie bei einem normalen Bußgeldbescheid ist zwar nicht möglich, aber Betroffene können gegen eine behördliche Entscheidung Widerspruch oder gegen eine richterliche Entscheidung Beschwerde einlegen. Wer versucht, auf diese Weise die MPU zu umgehen, sollte auch dann unbedingt einen Anwalt für Verkehrsrecht zurate ziehen und sich individuell beraten lassen.
Wer seine Fahrerlaubnis verloren hat und zur Teilnahme an einer MPU aufgefordert wird, muss mitunter einen Abstinenznachweis erbringen. Das gilt jedoch nicht für alle Autofahrer, die sich einer MPU unterziehen müssen. Den Abstinenznachweis müssen in der Regel Autofahrer erbringen, die einen Drogen- oder Alkoholverstoß im Straßenverkehr begangen haben – und dadurch wiederholt auffällig geworden sind. Bei einem einmaligen Verstoß kann man meist den Abstinenznachweis umgehen, indem man im Gespräch glaubhaft versichert, kontrolliert und nur zu besonderen Gelegenheiten Alkohol zu sich nimmt. Wer hingegen wegen Drogenkonsums an einer MPU teilnimmt, hat in der Regel wenig Chancen, den Abstinenznachweis umgehen zu können.
Viele Autofahrer scheuen sich vor der MPU. Durch sie entstehen nicht nur immense Kosten – vor allem, wenn Betroffenen mehrere Anläufe brauchen – Autofahrer müssen sich auch sehr intensiv mit sich selbst und den tiefliegenden Gründen für ihre Vergehen im Straßenverkehr auseinandersetzen. Außerdem ist die Durchfallquote bei der MPU hoch. Viele Autofahrer benötigen mehrere Anläufe bis zum positiven Gutachten. All das sind Gründe für etliche Betroffene, darüber nachzudenken, sich eine positive MPU zu kaufen.
Wer es darauf anlegt, wird fündig: Im Internet tummeln sich verschiedene Anbieter positiver MPU-Gutachten. Doch Vorsicht: Diese Anbieter sind hochunseriös. Wer sich darauf einlässt, um die MPU zu umgehen, handelt illegal – und obendrein leichtsinnig. Denn die MPU-Gutachten werden sowieso in der Regel einer Prüfung unterzogen. Fliegt der Schwindel auf, hat das harte Konsequenzen. Was folgen kann, sind hohe Geldstrafen oder eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. Außerdem kann das Gericht eine lebenslange Sperrfrist verhängen. Das bedeutet: Führerschein auf Nimmerwiedersehen!
Seit 1999 gibt es den EU-Führerschein, der dazu berechtigt, in allen EU-Staaten und im Europäischen Wirtschaftsraum ein Fahrzeug zu führen. Viele Autofahrer versuchen seitdem, ihre Fahrerlaubnis mit einem ausländischen EU-Führerschein ohne MPU zurückzuerlangen. Das Gerücht hält sich hartnäckig, dass Betroffene den Führerschein ohne MPU zurückerhielten, weil ein neues Gesetz des Europäischen Gerichtshofs das zulasse. Viele Deutsche erwarben einen EU-Führerschein, um die MPU zu umgehen. Das funktioniert jedoch nicht: Der EU-Führerschein wird zwar in Deutschland anerkannt, aber der Hauptwohnsitz beim Erlangen der ausländischen Fahrerlaubnis muss nachweislich mindestens sechs Monate im entsprechenden Land gelegen haben. Autofahrer mit Wohnsitz in Deutschland können die MPU also nicht mit einem EU-Führerschein umgehen.
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