Im großen Pool der Geschwindigkeitsmessgeräte gibt es nicht nur Blitzer, die auf Radar- oder Laser-Technik basieren, sondern auch die weniger bekannten Lichtschrankensysteme. Eines dieser Messgeräte ist der von der eso GmbH als Teil der Kistler Gruppe entwickelte Einseitensensor ESO ES 3.0.
Der ESO ES 3.0 gilt beim Aufspüren von Temposündern einerseits als Hightech-Gerät. Andererseits war er in der Vergangenheit auch immer wieder Gegenstand gerichtlicher Verhandlungen, in denen die rechtliche Verwertbarkeit der ESO-Messergebnisse überprüft wurde. Davon zeugen auch die zahlreichen Gerichtsurteile zum ESO ES 3.0.
Es ist wohl wenig verwunderlich, wenn vom Einseitensensor ES 3.0 geblitzte Verkehrsteilnehmer erst einmal Zweifel an der Korrektheit der Messung haben. Um Zweifel aus den Weg zu räumen und herauszufinden, ob man das Messergebnis anfechten sollte, kann es helfen, die Funktionsweise und die typischen ES 3.0-Messfehler zu kennen.
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Zum Blitzer-CheckDen ESO ES 3.0 gibt es sowohl als stationären als auch als mobilen Blitzer. Für den polizeilichen Einsatz greift man im Rahmen einer Verkehrskontrolle überwiegend auf die mobile Variante des Messgeräts zurück und befestigt dieses meist auf einem Dreibeinstativ am Fahrbahnrand. Der ESO-Einseitensensor 3.0 kann den ankommenden und abfließenden Verkehr gleichzeitig messen. Von Vorteil für die Beamten ist dabei, dass sie das Messgerät nur auf eine Fahrbahnseite aufstellen müssen. Dies unterscheidet den ESO ES 3.0 maßgeblich vom ESO µP 80/VIII-4 desselben Herstellers.
Da der ESO 3.0-Blitzer in der Lage ist, Gefälle und Steigung einer Fahrbahn zu erfassen, wird er zur Tempokontrolle bevorzugt an unübersichtlichen Messstellen wie etwa Kurven eingesetzt. Aber auch in Baustellen, Tunnel und verkehrsberuhigten Bereichen sowie auf Autobahnen überwacht die Polizei mit dem Einseitensensor den Straßenverkehr – sowohl tagsüber als auch nachts.
Achtung: Der ESO ES 3.0 kann auch von hinten blitzen, insofern zwei Kameras ans Messgerät angeschlossen sind. Demnach können auch sonst oft von Blitzern verschonte Motorradfahrer vom ES 3.0 geblitzt werden, da die Kameras auch das Kennzeichen am Motorradheck erfassen.
Der Einseitensensor-Blitzer ESO ES 3.0 besteht aus zwei Hauptbestandteilen: Sensorkopf und Fotoeinheit. Am Sensorkopf sind in einer Reihe fünf Sensoren in festgelegten Abständen verbaut, die auf Helligkeitsveränderungen reagieren. Der mittlere Sensor sowie die beiden äußeren dienen der Berechnung der Fahrzeuggeschwindigkeit. Die beiden anderen Sensoren ermitteln den Abstand zwischen Messgerät und vorbeifahrendem Fahrzeug. Dieser Seitenabstandswert soll die korrekte Messwertezuordnung nebeneinander fahrender Fahrzeuge ermöglichen.
Die ESO ES 3.0-Fotoeinheit besteht aus mindestens einer Kamera und dem Blitzgerät. Sie befindet sich immer hinter dem Sensorkopf exakt drei Meter entfernt von der Messlinie auf der sogenannten Fotolinie. Der Fahrer wird also nicht auf der Messlinie, sondern auf der Fotolinie geblitzt. Erst, wenn das Fahrzeug die Lichtschranken passiert und das Gerät die Messung abgeschlossen und als Geschwindigkeitsübertretung identifiziert hat, löst die Fotoeinheit aus.
Nicht nur der Aufbau, sondern auch die Funktionsweise ist bei den stationären und mobilen Varianten des ES 3.0-Blitzers nahezu identisch. Beim ES 3.0-Messgerät handelt es sich um ein Lichtschrankensystem und die im Gehäuse verbauten Sensoren bilden während des Messvorgangs eine Lichtschranke:
Am Ende einer ESO-Geschwindigkeitsmessung übertragen die Beamten die Messdaten und Blitzerfotos mittels USB-Stick auf einen Computer mit Auswertesoftware. Die zuständigen Behörden erstellen schließlich ein Bußgeldbescheid und schicken diesen an den Fahrzeughalter. Der Bescheid orientiert sich hinsichtlich der Sanktionen am Bußgeldkatalog.
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Zum Blitzer-CheckDie Physikalisch-Technische Bundesanstalt hat den Einseitensensor ES 3.0 als geeignetes Messgerät für die Messung im standardisierten Messverfahren zugelassen. Einige Gerichte zweifeln dennoch die Korrektheit der ES 3.0-Messdaten an, da der Hersteller die Funktionsweise des ESO-Blitzers nie offengelegt hat. Außerdem wird kritisiert, dass selbst Sachverständige nicht in der Lage sind, das Zustandekommen von Messergebnissen zu erklären. Beim ES 3.0 kommt es also – wie bei jedem anderen Geschwindigkeitsmessgerät auch – zu Messfehlern. Die häufigsten Einseitensensor-ES-3.0-Fehlerquellen sind:
Übrigens: Das ES 3.0-Nachfolgemodell, der seit 2018 zugelassene ESO ES 8.0, bedient sich zwar demselben Messprinzip wie sein Vorgänger, ist aber dank Funk und Akku mobil kabellos einsetzbar. Der Aufbau der Blitzanlage gestaltet sich für das Messpersonal wesentlich unkomplizierter, was möglicherweise die Anzahl der Fehlerquellen minimiert.
Zweifelt ein Bußgeldbescheidempfänger an der Korrektheit der vom ESO ES 3.0 ermittelten Geschwindigkeit, kann er innerhalb von 14 Tagen nach Erhalt des Schreibens Einspruch gegen den Bußgeldbescheid einlegen.
Ein Anwalt mit Schwerpunkt Verkehrsrecht kann dabei helfen, einzuschätzen, ob ein Einspruch sinnvoll ist. Er kann umfassende Akteneinsicht erhalten und neben dem Messprotokoll zum Beispiel auch die ESO ES 3.0-Rohmessdaten einsehen. Mittels Rohdatenauswertung ließe sich prüfen, ob die vom ESO-Einseitensensor 3.0 ermittelte Geschwindigkeit auch tatsächlich stimmt. Die Rohdaten zeigen zudem, ob die Sensoren das gesamte Fahrzeug oder nur einzelne Teile erfasst haben. Auch ob ein falscher Blitzeraufbau zu ungenauen oder fehlerhaften Messungen geführt haben kann, kann den Rohmessdaten entnommen werden.
Der Toleranzabzug beträgt, wie bei den meisten Geschwindigkeitsmessgeräten, beim ESO ES 3.0-Blitzer bis zu einer gemessenen Fahrgeschwindigkeit von 100 km/h drei km/h und darüber drei Prozent. In Einzelfällen kann gerichtlich ein höherer Toleranzabzug von bis zu sechs km/h festgelegt werden. Ein Grund für eine Toleranzerhöhung kann in der falschen Bedienung der Neigungswasserwaage durch Messbeamte liegen. Auch eine fehlende Nachprüfung der Fahrbahnneigung am Ende der ESO-Messung kann einen höheren Toleranzwert begründen.
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