Praktikumszeugnis: Arten, Aufbau und Formulierungen

Sie haben ein Praktikum absolviert und fragen sich, ob Ihr Arbeitgeber Ihnen ein Praktikumszeugnis ausstellen muss? Wir erklären Ihnen, ob Sie als Praktikant ein Recht auf ein Arbeitszeugnis haben. Zudem erfahren Sie, welche Arten von Zeugnisse es gibt, wie sie aufgebaut sind und welche Formulierungen welchen Noten entsprechen.

  1. Hat man ein Recht auf ein Praktikumszeugnis?
  2. Praktikumszeugnisse: Diese Arten gibt es
  3. Enthält ein Praktikumszeugnis Noten? – Praktikumszeugnis-Bewertung durch Formulierungen
  4. Was nicht ins Arbeitszeugnis für das Praktikum gehört
  5. Aufbau eines Praktikumszeugnisses

Hat man ein Recht auf ein Praktikumszeugnis?

Praktikum

Gemäß Paragraf 630 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) und Paragraf 109 der Gewerbeordnung (GewO) haben Arbeitnehmer nach Beendigung eines Arbeitsverhältnisses ein Recht auf ein schriftliches Zeugnis. Gleichermaßen gilt das für Praktikanten, da sie Arbeitnehmern arbeitsrechtlich gleichgestellt sind. Das heißt: Nach Beendigung des Praktikums haben Praktikanten ein Recht auf ein Praktikumszeugnis. Um welche Art von Praktikantenzeugnis es sich letztendlich handeln muss, hängt wiederum von der Art des Praktikums selbst ab. Die Länge des Praktikums spielt keine Rolle, wenn es um das Recht auf ein Praktikumszeugnis geht; es gibt keine Mindestdauer für ein Praktikum.

Auch wenn Praktikanten ein Anrecht auf ein Praktikantenzeugnis haben, stellt der Arbeitgeber ihnen nicht immer automatisch ein solches Zeugnis aus. Der Arbeitgeber ist nicht verpflichtet, dem Praktikanten am Ende des Praktikums unaufgefordert ein Zeugnis zu übergeben. Vielmehr muss der Praktikant ein Zeugnis einfordern. In der Regel wird ein Praktikumszeugnis erst auf Verlangen geschrieben.

Nach Abschluss des Praktikums muss der Praktikant sein Praktikumszeugnis innerhalb von einem Jahr beim Unternehmen einfordern. Praktikanten ist geraten, nicht so lange zu warten und ihren Wunsch nach einer Praktikumsbeurteilung spätestens zwei Wochen vor Ende des Praktikums anzusprechen. Nach einem Jahr verfällt der Anspruch auf ein Arbeitszeugnis für Praktikanten und der ehemalige Arbeitgeber kann nur noch freiwillig ein Praktikumszeugnis ausstellen.

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Praktikumszeugnisse: Diese Arten gibt es

Wie auch bei einem normalen Arbeitszeugnis dient das Zeugnis beim Praktikum unter anderem zur Einschätzung der Arbeitsleistung des Praktikanten. Auch unterscheidet man zwischen einfachem und qualifiziertem Zeugnis.

Einfaches Praktikumszeugnis

Ein bei einem Pflichtpraktikum ausgestelltes Zeugnis ist oft ein einfaches Praktikumszeugnis. Es handelt sich meistens um keine Einschätzung der Arbeitsleistung, sondern um eine Bescheinigung darüber, dass man für eine bestimmte Zeit in einem Unternehmen beschäftigt war. Es ist viel mehr eine Anwesenheitsbescheinigung als eine Bewertung der erbrachten Leistungen. Ein einfaches Arbeitszeugnis enthält für gewöhnlich auch eine Auflistung der Tätigkeitsbereiche des Arbeitnehmers.

Qualifiziertes Praktikumszeugnis

Ein qualifiziertes Zeugnis bescheinigt, was der Praktikant gemacht hat (die Tätigkeiten), seine Arbeitsleistung und seine sozialen Kompetenzen. Dinge wie Teamfähigkeit, Engagement, Sorgfältigkeit oder Auffassungsgabe können im Praktikantenzeugnis zur Sprache kommen.

Hinweis: Ein Recht auf ein qualifiziertes Praktikumszeugnis gibt es bei einem Pflichtpraktikum nicht, wohl aber auf ein einfaches Praktikumszeugnis. Bei einem freiwilligen Praktikum haben Praktikanten stets einen Anspruch auf ein qualifiziertes Zeugnis.

Praktikanten sollten stets versuchen, ein qualifiziertes Praktikumszeugnis von ihrem Arbeitgeber zu erhalten, da dieses potenziellen neuen Arbeitgebern einen besseren Eindruck vom Arbeitnehmer vermittelt. Möglich ist auch, sich eine Praktikumsbescheinigung oder einen Praktikumsnachweis ausstellen zu lassen. Beides wird in der Regel bei einem Schülerpraktikum oder einem Pflichtpraktikum im Rahmen einer Ausbildung an einer Universität verlangt. Ein Zwischenzeugnis beim Praktikum ist unüblich. Zudem existiert kein allgemeiner Anspruch auf ein Zwischenzeugnis für Arbeitnehmer.

Enthält ein Praktikumszeugnis Noten? – Praktikumszeugnis-Bewertung durch Formulierungen

Im Praktikumszeugnis sind Noten in der Regel nur indirekt zu finden. Es kommt auf die genauen Formulierungen an, diese entsprechen nämlich den herkömmlichen Schulnoten von eins bis sechs. Beispiele für Noten und ihre Formulierungen in der Praktikumsbeurteilung:

Praktikumszeugnis-NotePraktikumszeugnis-Formulierung
Note 1 (sehr gut)„Sie führte alle Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit aus.“
Note 2 (gut)„Sie führte alle Aufgaben stets zu unserer vollen Zufriedenheit aus.“
Note 3 (befriedigend)„Sie führte alle Aufgaben zu unserer vollen Zufriedenheit aus.“
Note 4 (ausreichend)„Sie führte alle Aufgaben zu unserer Zufriedenheit aus.“
Note 5 (mangelhaft)„Sie führte alle Aufgaben im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit aus.“
Note 6 (ungenügend)„Sie hat sich bemüht.“
Praktikumszeugnis-NotePraktikumszeugnis-Formulierung
Note 1 (sehr gut)„Sie führte alle Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit aus.“
Note 2 (gut)„Sie führte alle Aufgaben stets zu unserer vollen Zufriedenheit aus.“
Note 3 (befriedigend)„Sie führte alle Aufgaben zu unserer vollen Zufriedenheit aus.“
Note 4 (ausreichend)„Sie führte alle Aufgaben zu unserer Zufriedenheit aus.“
Note 5 (mangelhaft)„Sie führte alle Aufgaben im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit aus.“
Note 6 (ungenügend)„Sie hat sich bemüht.“

Ist ein Praktikumszeugnis sehr gut, enthält es oft folgende Signalwörter:

  • vollste (etwa „vollste Zufriedenheit“)
  • überaus
  • im höchsten Maße
  • außergewöhnlich
  • außerordentlich
  • ausgezeichnet

Formulierungsfeinheiten und Fallen, die ein schlechtes Praktikumszeugnis ausmachen können, sind:

Praktikumszeugnis
  • Leerstellentechnik: Indem Dinge in der Praktikumsbeurteilung weggelassen werden, lassen sich negative Aussagen über den Praktikanten machen. Beispiel: „Er verhielt sich gegenüber Vorgesetzten einwandfrei.“ – Da die Kollegen nicht erwähnt werden, ist davon auszugehen, dass der Praktikant zu diesen weniger nett war.
  • Negationstechnik: „Ihr Engagement gab keinen Anlass zu Beanstandungen.“ – Die Einsatzbereitschaft der Praktikantin war nicht herausragend.
  • Passivierungstechnik: „Ihm übertragene Aufgaben führte er zielstrebig aus.“ – Der Praktikant zeigte wenig Eigeninitiative und brachte keine eigenen Ideen ein.
  • Ausweichtechnik: „Sie war stets pünktlich.“ – Weil es kaum Positives zur Praktikantin zu berichten gibt, werden Selbstverständlichkeiten oder Unwichtiges hervorgehoben.

Auch die Schlussformel im Praktikumszeugnis kann zwischen den Zeilen noch etwas über den Praktikanten aussagen:

  • „Für die Zukunft wünschen wir ihr alles Gute, vor allem Erfolg.“ – Personaler drücken so aus, dass während des Praktikums von Erfolg nichts zu sehen war.
  • „Wir wünschen ihm alles Gute und Gesundheit.“ – Der Praktikant kränkelt beziehungsweise war häufiger krank.

Was nicht ins Arbeitszeugnis für das Praktikum gehört

Folgende Dinge sollten in der Praktikumsbeurteilung nicht zur Sprache kommen:

  • negative Formulierungen
  • banale Tätigkeiten des Praktikanten (etwa Kaffee kochen, Kopieren oder Geschirrspüler ausräumen)
  • Selbstverständlichkeiten wie beispielsweise Pünktlichkeit
  • Diskriminierendes wie Hinweise zur sexuellen Orientierung oder zur Religionszugehörigkeit des Praktikanten
  • Angaben zum Gesundheitszustand beziehungsweise zu Krankheiten des Praktikanten
  • Informationen über Mitgliedschaften in einer Partei oder über die Beteiligung an Streiks

Zeugnis für Schülerpraktikum? Das Zeugnis für ein Schülerpraktikum muss nicht detailliert sein. In der Regel handelt es sich um einen Nachweis, dass ein Praktikum absolviert wurde. Will man nach einem Schülerpraktikum ein Zeugnis, das auch die Arbeitsleistung bewertet, sollte man das Gespräch mit dem Arbeitgeber suchen. Oft lassen sich Arbeitgeber dann darauf ein, eine Praktikumsbeurteilung zu schreiben

Aufbau eines Praktikumszeugnisses

Der Aufbau eines Zeugnisses für Praktikanten ist ähnlich dem eines Arbeitszeugnisses für Arbeitnehmer. Auch hier spielt eine Rolle, ob es sich um ein einfaches oder um ein qualifiziertes Zeugnis handelt:

AufbauEinfaches PraktikumszeugnisQualifiziertes Praktikumszeugnis
Rahmenbedingungen des Praktikums– Name des Praktikanten
– Arbeitsort und Position
– Praktikumsdauer
– Name des Praktikanten
– Arbeitsort und Position
– Praktikumsdauer
Tätigkeiten im Praktikum– Beurteilung der Leistung (Arbeitsweise, Arbeitsbereitschaft, Fachkompetenz, besondere Aufgaben, Erfolge)
– Beurteilung des Sozialverhaltens (Soft Skills, Verhalten gegenüber Kollegen, Kunden oder Vorgesetzten, Führungskompetenz)
Praktikumszeugnis-SchlussformelSchlussformulierung
– Zukunftswünsche
Formalia– Ort und Datum
– eigenhändige Unterschrift durch eine berechtigte Person
– eventuell Firmenstempel
– Ort und Datum
– eigenhändige Unterschrift durch eine berechtigte Person
– eventuell Firmenstempel
AufbauEinfaches PraktikumszeugnisQualifiziertes Praktikumszeugnis
Rahmenbedingungen des Praktikums– Name des Praktikanten
– Arbeitsort und Position
– Praktikumsdauer
– Name des Praktikanten
– Arbeitsort und Position
– Praktikumsdauer
Tätigkeiten im Praktikum– Beurteilung der Leistung (Arbeitsweise, Arbeitsbereitschaft, Fachkompetenz, besondere Aufgaben, Erfolge)
– Beurteilung des Sozialverhaltens (Soft Skills, Verhalten gegenüber Kollegen, Kunden oder Vorgesetzten, Führungskompetenz)
Praktikumszeugnis-SchlussformelSchlussformulierung
– Zukunftswünsche
Formalia– Ort und Datum
– eigenhändige Unterschrift durch eine berechtigte Person
– eventuell Firmenstempel
– Ort und Datum
– eigenhändige Unterschrift durch eine berechtigte Person
– eventuell Firmenstempel

Das Wichtigste in Kürze

  • Praktikanten haben nach Beendigung ihres Praktikums ein Recht auf ein Praktikumszeugnis.
  • Der Arbeitgeber ist nicht verpflichtet, ein Zeugnis auszustellen, wenn der Praktikant keines einfordert.
  • Es lassen sich einfache und qualifizierte Praktikumszeugnisse unterscheiden. Erstere kommen einer Praktikumsbescheinigung oder einem Praktikumsnachweis gleich. Sie enthalten keine Angaben zu Tätigkeiten des Praktikanten oder seiner Arbeitsleistung.
  • Spezielle Formulierungen im Praktikumszeugnis lassen sich in Noten übersetzen. Was manchmal wohlwollend klingt, ist alles andere als das.

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