Ist es erlaubt, 12 Stunden am Tag zu arbeiten? Ist eine 45-Stunden-Woche zulässig? – Haben Sie sich je Fragen wie diese gestellt? Wir erklären Ihnen, welche maximalen Arbeitszeiten laut Arbeitszeitgesetz für Arbeitnehmer in Deutschland zulässig sind.
- Wo ist die gesetzliche Regelarbeitszeit festgelegt?
- Arbeitszeitgesetz: Zulässige Arbeitszeit pro Tag und Woche
- Maximale Arbeitszeit bei Teilzeit, Kurzarbeit oder Überstunden
- Was gilt für die maximale Arbeitszeit auf einer Dienstreise?
- Zusammenfassung: Maximal zulässige Arbeitszeit im Arbeitszeitrecht
Wo ist die gesetzliche Regelarbeitszeit festgelegt?
Im Arbeitszeitgesetz (ArbZG) ist die maximale Arbeitszeit für Arbeitnehmer geregelt. Die gesetzliche maximale Arbeitszeit hat stets die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Arbeitnehmer im Fokus. Auch das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) setzt sich mit der Gesundheit von Beschäftigten (auch die des Öffentlichen Dienstes) auseinander. Im Arbeitsschutzgesetz wird die maximale Arbeitszeit beziehungsweise die Überschreitung derselben bei der Beurteilung von Arbeitsbedingungen als mögliche Gefährdung für Arbeitnehmer betrachtet (§ 5 ArbSchG).
Die gesetzlich zulässige Arbeitszeit ist die Regelarbeitszeit, die durch das Arbeitszeitgesetz festgelegt wird, wobei die Arbeitszeit-Regelungen je nach Branche variieren können. Die Regelarbeitszeit, die im Arbeits- oder Tarifvertrag festgelegt wird, bestimmt, wie viele Arbeitsstunden ein Arbeitnehmer pro Tag oder Woche arbeiten darf. Dabei muss der Arbeitnehmer die Regelarbeitszeit nicht täglich einhalten, sondern die durchschnittliche Anzahl der Arbeitsstunden in einem bestimmten Zeitraum darf die im vertraglich festgelegte Regelarbeitszeit nicht überschreiten.
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Jetzt kostenlos prüfenArbeitszeitgesetz: Zulässige Arbeitszeit pro Tag und Woche
Das Arbeitszeitgesetz (manchmal Arbeitsgesetz) regelt die maximale Arbeitszeit pro Tag für Arbeitnehmende. Weiterhin ist die maximale tägliche Arbeitszeit im Arbeitsvertrag festgeschrieben. Die maximale tägliche Arbeitszeit darf laut Gesetz acht Stunden werktags nicht überschreiten. Grundsätzlich wird die maximale Arbeitszeit ohne Pause gerechnet, denn Ruhepausen werden nicht mitgezählt.
Die maximale Arbeitszeit pro Tag mit Pause liegt bei einer Arbeitszeit von acht Stunden bei wenigstens 8,5 Stunden. Der Grund: Bei einer Arbeitszeit von sechs bis neun Stunden sieht das Arbeitszeitgesetz eine Pause von mindestens 30 Minuten vor. Bei einer Arbeitszeit von mehr als neun Stunden steht dem Arbeitnehmer mindestens eine 45-minütige Pause zu.
Da als Werktage die Tage Montag bis Samstag gelten, ergibt sich eine maximale Wochenarbeitszeit von 48 Stunden (6 Werktage x 8 Stunden). Die maximale Arbeitszeit bei einer 5-Tage-Woche liegt ebenfalls bei 48 Stunden, da der Arbeitnehmer die 48 Arbeitsstunden, die er pro Woche leisten darf, auf fünf Tage verteilen kann. Die monatliche Regelarbeitszeit für Arbeitnehmer beträgt bei einer 40-Stunden-Woche 120 Stunden und bei einer 48-Stunden-Woche 192 Stunden.
Das Arbeitszeitgesetz sieht aber Ausnahmeregelungen zur flexiblen Gestaltung der Arbeitszeit vor, nach denen die maximale Arbeitszeit pro Tag überschritten werden darf (§ 7 ArbZG). Ausnahmen zur gesetzlichen Arbeitszeit können in einem Tarifvertrag oder einer Betriebsvereinbarung festgelegt sein. So kann die maximale Tagesarbeitszeit unter Umständen von acht Stunden vorübergehend auf zehn Stunden an sechs Werktagen erhöht werden. Das wären dann 60 maximale Arbeitsstunden pro Woche. Wichtig ist dabei, dass die durchschnittliche Arbeitszeit von acht Stunden täglich auf ein halbes Jahr gerechnet nicht überschritten wird.
Arbeitszeiten für Lkw-Fahrer: Die maximale Arbeitszeit für Lkw-Fahrer darf zehn Stunden inklusive Lenkzeit nicht überschreiten, wobei die Lenkzeit höchstens neun Stunden betragen darf. Zweimal pro Woche sind auch zehn Stunden Lenkzeit erlaubt.
COVID-19-Ausnahme: Maximale Arbeitszeit von 12 Stunden pro Tag
In Deutschland ist es normalerweise nicht erlaubt, zwölf Stunden am Tag zu arbeiten. Aufgrund der Corona-Pandemie und den erwarteten Personalengpässen in einigen Branchen hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) mit der COVID-19-Arbeitszeitverordnung ab Mai 2020 jedoch die maximale Arbeitszeit auf zwölf Stunden vorübergehend erhöht und die Ruhezeit von elf auf neun Stunden reduziert. Diese Regelung betrifft nur bestimmte Branchen (etwa Herstellen, Verpacken, Pflege, medizinische Versorgung oder Tierhaltung) und die Verlängerung der maximalen Arbeitsstunden pro Tag auf zwölf Stunden muss wegen der Corona-Pandemie notwendig sein.
Zulässige Arbeitszeit: Ausnahme-Regelungen
Aufsichtsbehörden können in die Vorgaben aus dem Arbeitszeitgesetz eingreifen, weshalb für einige Arbeitnehmergruppen folgendes gilt:
- Jugendliche: Für Personen unter 18 Jahren liegt die maximal zulässige Arbeitszeit gemäß Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG) bei acht Stunden pro Tag an fünf Tagen die Woche. Die maximale wöchentliche Arbeitszeit liegt bei 40 Stunden, die maximale monatliche Arbeitszeit bei 160 Stunden.
- Schwangere und stillende Frauen: Das Mutterschutzgesetz (MuSchG) schreibt eine maximale Tagesarbeitszeit von 8,5 Stunden vor. Laut Arbeitsrecht darf die maximale Arbeitszeit von 90 Stunden in zwei Wochen nicht überschritten werden.
- Schwerbehinderte: Die maximale Arbeitszeit für Schwerbehinderte ist im Sozialgesetzbuch so geregelt, dass diese sich auf ihr Verlangen hin von Mehrarbeit (Überstunden) freistellen lassen können (§ 207 SGB IX).
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Jetzt kostenlos prüfenMaximale Arbeitszeit bei Teilzeit, Kurzarbeit oder Überstunden
Die maximale Arbeitszeit ist unter anderem davon abhängig, ob ein Arbeitnehmer einen Vollzeit- oder Teilzeitjob ausübt oder ob er in Kurzarbeit beschäftigt ist. Auch die Anzahl der zulässigen Überstunden hängt davon ab, wie viel der Arbeitnehmer regulär laut Arbeitsvertrag arbeitet.
Teilzeit: Maximale Stunden
Nimmt ein Arbeitnehmer einen Teilzeitjob an, werden die zu arbeitenden Stunden mit dem Arbeitgeber abgesprochen, weshalb keine pauschale Nennung einer maximalen Stundenzahl für Teilzeitstellen möglich ist. Der Arbeitsvertrag legt fest, wie viele Stunden der Mitarbeiter pro Woche arbeiten muss. Ab einer Regelarbeitszeit von 37 Stunden spricht man meistens von einem Vollzeitjob. Demzufolge würden 36 maximale Stunden pro Woche als Teilzeitjob gelten, aber auch nur dann, wenn im jeweiligen Unternehmen nicht 35 Arbeitsstunden pro Woche die Regel sind. In diesem Fall müsste der Arbeitnehmer in Teilzeit maximal 34 Stunden wöchentlich arbeiten.
Kurzarbeit: Maximale Arbeitszeit
Während der Kurzarbeit wird die maximale Arbeitszeit vom Arbeitgeber bestimmt. Um Kurzarbeit anmelden zu können, müssen mindestens zehn Prozent der Arbeitnehmer des Betriebs von einem Verdienstausfall von mehr als zehn Prozent ihres Brutto-Monatsentgelts betroffen sein. Die Anzahl der zu leistenden Arbeitsstunden richtet sich nach der Höhe des Verdienstausfalls.
Beispiel: Ein Arbeitnehmer muss laut Arbeitsvertrag 40 Stunden pro Woche arbeiten und sein Monatsgehalt beträgt 2.000 Euro brutto. Für die Kurzarbeit soll das Gehalt des Arbeitnehmers um 35 Prozent gekürzt werden, sodass er nur noch 1.500 Euro verdient. Dementsprechend muss er auch nur noch 75 Prozent der sonstigen Arbeitszeit arbeiten, was einer wöchentlichen Arbeitszeit von 30 Stunden entspricht.
Die Tabelle zeigt die prozentuale Kürzung der Arbeitszeit bei der Einführung von Kurzarbeit:
Kürzung um… | max. Arbeitszeit pro Woche bei Kurzarbeit |
10 % | 36 statt 40 Stunden / 43,2 statt 48 Stunden |
50 % | 20 statt 40 Stunden / 24 statt 48 Stunden |
60 % | 16 statt 40 Stunden / 28,8 statt 48 Stunden |
75 % | 10 statt 40 Stunden / 12 statt 48 Stunden |
Kürzung um… | max. Arbeitszeit pro Woche bei Kurzarbeit |
10 % | 36 statt 40 Stunden / 43,2 statt 48 Stunden |
50 % | 20 statt 40 Stunden / 24 statt 48 Stunden |
60 % | 16 statt 40 Stunden / 28,8 statt 48 Stunden |
75 % | 10 statt 40 Stunden / 12 statt 48 Stunden |
Hinweis: Überstunden während der Kurzarbeit sind grundsätzlich unzulässig; nur im Ausnahmefall sind Überstunden erlaubt. Der zusätzlich gezahlte Lohn für die Überstunden durch den Arbeitgeber verringert zudem den Anspruch auf Kurzarbeitergeld.
Maximale Überstunden pro Jahr
Liegt die maximale Arbeitszeit pro Woche bei 40 Stunden, kommt ein Arbeitnehmer auf 960 Stunden Arbeitszeit jährlich (24 Wochen x 40 Stunden). Da aber gemäß Arbeitszeitgesetz eine Arbeitszeit von 48 Stunden pro Woche zulässig ist, sind bei einer Regelarbeitszeit von 40 Stunden wöchentlich maximal acht Überstunden pro Woche möglich. In einem Jahr sind demzufolge bis zu 348 Überstunden zulässig.
Bei einer 48-Stunden-Arbeitswoche kann die maximale tägliche Arbeitszeit auf zehn Stunden erhöht werden. Eine 60-Stunden-Woche ist dann vorübergehend möglich. Die maximale Überstundenzahl bei einer regulären 48-Stunden-Woche liegt dann bei zwölf Stunden. Ein Arbeitnehmer darf allerdings nicht ein Jahr lang 60 Stunden wöchentlich arbeiten, da die durchschnittlichen acht Stunden Arbeitszeit pro Tag auf sechs Monate gerechnet nicht überschritten werden dürfen. Das heißt, der Arbeitnehmer muss die geleisteten Überstunden innerhalb eines halben Jahres wieder abbauen.
Wichtig: Arbeitszeit, die über die täglich erlaubten acht Arbeitsstunden hinausgeht, muss aufgezeichnet werden. Die Aufzeichnungen müssen zudem mindestens zwei Jahre lang aufbewahrt werden.
Was gilt für die maximale Arbeitszeit auf einer Dienstreise?
Weist der Arbeitgeber einen Mitarbeiter an, eine Dienstreise anzutreten, ist hinsichtlich der Arbeitszeit das Arbeitszeitgesetz zu beachten. Es gelten dieselben Arbeitszeit-Regelungen wie auch für andere Arbeitnehmer. So sollte während der Dienstreise die tägliche Arbeitszeit von acht Stunden nicht überschritten werden. Ausnahmsweise sind auch zehn Stunden möglich, wenn die Mehrarbeit innerhalb von einem halben Jahr ausgeglichen wird. Weiterhin ist zu beachten, dass der Arbeitnehmer nach Dienstende eine Ruhezeit von mindestens elf Stunden bis zum erneuten Dienstantritt einhält. (Ausnahmen gelten für bestimmte Branchen wie Verkehrsbetriebe, Gastronomie oder Krankenhäuser.)
Insofern die Dienstreise an einem Wochenende stattfindet, kommt Paragraf 11 aus dem Arbeitszeitgesetz ins Spiel, denn der Gesetzgeber sieht vor, dass mindestens 15 Sonntage im Jahr beschäftigungsfrei bleiben müssen. Der Arbeitnehmer, der an einem Sonntag arbeiten muss, hat zudem Anspruch auf einen Ersatzruhetag, der ihm innerhalb von zwei Wochen gewährt werden muss.
Zusammenfassung: Maximal zulässige Arbeitszeit im Arbeitszeitrecht
Zeitraum | Arbeitszeit maximal |
zulässige Arbeitszeit pro Tag für Arbeitnehmer | 8 Stunden pro Werktag, vorübergehend maximal 10 Stunden täglich |
maximale Tagesarbeitszeit für Jugendliche | 8 Stunden täglich |
tägliche Arbeitsstunden für Schwangere | 8,5 Stunden pro Tag |
Wochenarbeitszeit maximal für Arbeitnehmer | 48 Stunden wöchentlich, vorübergehend 60 Stunden pro Woche |
maximale Arbeitsstunden pro Woche für Jugendliche | 40 Stunden pro 5-Tage-Woche |
zulässige wöchentliche Arbeitszeit für Schwangere | 90 Stunden innerhalb von 2 Wochen |
Regelarbeitszeit pro Monat für Arbeitnehmer | 120 Stunden (40-Stunden-Woche) |
maximale Arbeitszeit pro Monat für Arbeitnehmer | 192 Stunden bei 48-Stunden-Woche |
zulässige Überstunden pro Jahr für Arbeitnehmer | 348 Überstunden bei regulär 40 Arbeitsstunden wöchentlich |
Zeitraum | Arbeitszeit maximal |
zulässige Arbeitszeit pro Tag für Arbeitnehmer | 8 Stunden pro Werktag, vorübergehend maximal 10 Stunden täglich |
maximale Tagesarbeitszeit für Jugendliche | 8 Stunden täglich |
tägliche Arbeitsstunden für Schwangere | 8,5 Stunden pro Tag |
Wochenarbeitszeit maximal für Arbeitnehmer | 48 Stunden wöchentlich, vorübergehend 60 Stunden pro Woche |
maximale Arbeitsstunden pro Woche für Jugendliche | 40 Stunden pro 5-Tage-Woche |
zulässige wöchentliche Arbeitszeit für Schwangere | 90 Stunden innerhalb von 2 Wochen |
Regelarbeitszeit pro Monat für Arbeitnehmer | 120 Stunden (40-Stunden-Woche) |
maximale Arbeitszeit pro Monat für Arbeitnehmer | 192 Stunden bei 48-Stunden-Woche |
zulässige Überstunden pro Jahr für Arbeitnehmer | 348 Überstunden bei regulär 40 Arbeitsstunden wöchentlich |
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