Ende der Homeoffice-Pflicht: Müssen bald alle wieder ins Büro?

Veröffentlicht am in Arbeitsrecht

Während der Corona-Pandemie hat sich das Homeoffice etabliert und Millionen Arbeitnehmer arbeiten von zu Hause aus. Durch diese Regel sollen Kontaktzahlen reduziert und die Ausbreitung des Corona-Virus eingedämmt werden. Doch ab dem 20. März werden wohl zahlreiche Beschäftigte ins Büro zurückkehren, denn der letzte Tag der Homeoffice-Pflicht ist der 19. März. Darauf haben sich Bund und Länder im Februar geeinigt. Bedeutet das, dass jetzt alle wieder zurück ins Büro müssen?

Am 19. März läuft die gesetzliche Verpflichtung zum Homeoffice aus. Die Bundesregierung macht jedoch deutlich, dass Arbeitgeber auch weiterhin Homeoffice anbieten können, wenn Beschäftigte das möchten. Umfragen zufolge planen viele Unternehmen, auch über die Pandemie hinaus Homeoffice-Möglichkeiten zu schaffen.

Kommt das Recht auf Homeoffice?

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) verlangt von der Bundesregierung Augenmaß beim weiteren Vorgehen bezüglich der Homeoffice-Regelung. Gewerkschaften und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) wollen nach der Homeoffice-Pflicht während der Pandemie ein Recht auf Homeoffice etablieren. „Ich bin dafür, dass wir aus dem coronabedingten, ungeplanten Großversuch zum Homeoffice grundlegende Konsequenzen für die Arbeitswelt ziehen“, sagte Heil der Nachrichtenagentur dpa.

Die Ampel-Koalition werde moderne Regeln für mobiles Arbeiten in Deutschland und einen Rechtsanspruch auf Homeoffice schaffen, so der Minister. Damit will er das Arbeiten von zu Hause dauerhaft in die Arbeitswelt integrieren. Zu Hause zu arbeiten sei für Millionen von Menschen zur neuen Normalität geworden.

Mobiles Arbeiten bereits in zahlreichen in Tarifverträgen vereinbart

Homeoffice ist bereits in rund 100 Tarifverträgen vorgesehen und in 175 Fällen wurde mobile Arbeit geregelt. Während Homeoffice die Arbeit von zu Hause meint, kann mobile Arbeit überall geleistet werden. Laut Anja Piel vom DGB-Vorstand muss der Arbeits- und Gesundheitsschutz für Beschäftigte weiter oben auf der Prioritätenliste bleiben. Ein großer Teil der Beschäftigten wolle flexibel arbeiten – in einem gesunden Mix aus mobiler Arbeit und Präsenz im Büro.

Viele Arbeitgeber sehen das Vorhaben, ein Recht auf Homeoffice einzuführen, allerdings kritisch. Zwei Drittel der Arbeitgeber wollen nach der Pandemie wieder zurück zur Präsenzpflicht am Arbeitsplatz. Die Ampel müsse diesen Interessenkonflikt dringend zugunsten von Beschäftigten auflösen, so Piel. Damit Ansprüche gegen unwillige Arbeitgeber besser durchgesetzt werden können, plädiert sie für einen verbindlichen Rechtsanspruch auf mobiles Arbeiten beziehungsweise Homeoffice. Der Gesundheitsschutz müsse gut geregelt sein und es brauche eine ordentliche Ausstattung, moderne Technik und Regeln gegen Entgrenzung von Arbeit. Im besten Fall seien Beschäftigte dann zufriedener, gesünder und produktiver – und Homeoffice eine Win-win-Situation.

Arbeiten Mitarbeiter im Homeoffice effektiver?

Vor der Pandemie haben in Deutschland weniger als zehn Prozent aller abhängig Beschäftigten gelegentlich zu Hause gearbeitet. Während der Pandemie waren es mit 49 Prozent fast die Hälfte. Laut Umfragen haben viele Beschäftigte positive Erfahrungen mit dem Homeoffice gemacht. Was in jedem Fall für das Homeoffice spricht: Es wird überwiegend von einer höheren Effektivität berichtet, denn zu Hause werden Mitarbeiter seltener bei ihrer Arbeit gestört. Es wurden aber auch Nachteile wie Isolationsgefühle und erschwerte Zusammenarbeit mit Kollegen genannt, so ein Report vom Institut der Deutschen Wirtschaft (DIW). Außerdem könne man schlechter von der Arbeit abschalten.

Bislang gibt es noch keine konkreten Beschlüsse zum Thema Homeoffice. Die Ampel-Koalition hat sich vorerst auf einen „Erörterungsanspruch“ geeinigt. Laut Bundesarbeitsminister Heil hat die Koalition verabredet, dass Beschäftigte ihren Wunsch nach Homeoffice zukünftig mit dem Chef oder der Chefin erörtern können. Um das ablehnen zu können, müssten betriebliche Gründe dagegen stehen. Außerdem müsse klar sein, dass Arbeit auch zu Hause Grenzen habe. Arbeit dürfe nicht krank machen. „Feierabend bleibt Feierabend, egal ob im Büro oder am heimischen Schreibtisch“, so Heil.

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