Die deutsche Autoindustrie hat versprochen, die Stickoxidemissionen (NOx) von Dieselfahrzeugen mithilfe von Softwareupdates zu reduzieren und so für bessere Luft in den Städten zu sorgen. Der Abgastest einer unabhängigen Prüforganisation hat nun ergeben: Der getestete Mercedes stößt nach dem Softwareupdate des Herstellers mehr schädliche Stickoxide aus als vorher – und überschreitet damit die gesetzlichen Grenzwerte bei weitem.
Schadstoffwert ist nach Mercedes-Softwareupdate höher
Mit den Softwareupdates wollte Daimler die Stickoxidemissionen von drei Millionen Dieselfahrzeugen um 25 bis 30 Prozent senken – auch, um Fahrverbote in Städten zu verhindern. Ein neuer Test der britischen Prüforganisation Emissions Analytics beleget jedoch die gegenteilige Wirkung der Softwareupdates. Das getestete Fahrzeug – ein Mercedes C220 CDI mit Abgasnorm 5 – stieß nach Durchführung des Updates in einer Mercedes-Vertragswerkstatt sogar mehr Schadstoffe aus als vorher
Der vom ZDF-Magazin Frontal21 begleitete Test führte im fließenden Verkehr gut 50 Kilometer durch Stuttgart. Dabei wurden die Abgase des Mercedes mithilfe eines Portablen Emissionsmessgeräts (PEMS) gemessen. Das Ergebnis: Vor dem Softwareupdate verursachte der Mercedes 715 mg/km Stickoxide. Der gesetzliche Grenzwert liegt jedoch bei 180 mg/km für Euro 5 Dieselautos. Nach dem durchgeführten Update lag der durchschnittliche Emissionswert sogar bei 764 mg/km. „Das Update verbessert die NOx-Emissionen nicht, es verschlechtert sie“, so das Fazit von Nick Molden, dem Geschäftsführer von Emissions Analytics.
Reaktionen vom Verkehrsministerium, dem KBA und Daimler
Auf Anfrage des ZDF-Magazins erklärte das Bundesverkehrsministerium, es könne die Ergebnisse von Emissions Analytics nicht nachvollziehen, da das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bei vergleichbaren Modellen eine Reduzierung der Schadstoffwerte festgestellt habe. „Diese trifft sowohl auf Tests im praktischen Fahrbetrieb, als auch auf Messungen auf dem Prüfstand bei unterschiedlichen Temperaturen zu“, so das Verkehrsministerium. Das KBA in Flensburg gibt an, bei eigenen Messungen eine Emissionsminderung um 38 Prozent auf 311 mg/km festgestellt zu haben. Dieses Ergebnis liegt jedoch noch immer weit über dem gesetzlichen Grenzwert von 180 mg/km. Daimler wollte zum Messergebnis von Emissions Analytics keine Fragen beantworten, da der Autobauer die genauen Bedingungen der Untersuchung nicht kenne.
Weiterer Test bestätigt Messergebnis
Zur Verifizierung des Messergebnisses führte Emissions Analytics noch einen weiteren Test durch. Dieses Mal achtete die Prüforganisation auf die gleiche Außentemperatur. Die Testfahrten vor und nach dem Softwareupdate wurden nun bei jeweils zwölf Grad durchgeführt. Gleiche Temperatur, gleiche Strecke, gleiches Ergebnis: Die NOx-Werte liegen mit 792 mg/km noch immer weit über dem gesetzlichen Grenzwert und elf Prozent über dem gemessenen Wert vor dem Update. Damit steht für Emissions Analytics fest: Der Mercedes C220 CDI ist nach dem Update nicht sauberer als zuvor.