Der Abgasskandal ist nun auch bei Wohnmobilen mit Dieselmotor angekommen. Neben Motoren der Hersteller Fiat und Iveco ist auch der beliebte Bulli von VW betroffen. Bereits im Januar 2020 veröffentlichte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) einen verpflichtenden Rückruf für den VW Bulli T5. Der Grund: Das Fahrzeugmit dem Motor EA189 überschreitet im Straßenbetrieb den Euro-5-Grenzwert für Stickoxide. Unter dem Hersteller-Code 37L8 beordert Volkswagen daher aktuell über 8.700 T5-Fahrzeuge, die zwischen 2009 und 2016 gebaut wurden, zurück in die Werkstatt. Dort soll ein Softwareupdate auf die Motorsteuerung des VW Campers aufgespielt werden.
Darüber hinaus macht die Volkswagen AG den Besitzern von T5-California-Wohnmobilen mit Dieselmotor der Abgasnorm Euro 5 nun ein weiteres Angebot: Der Konzern plant, eine Hardware-Nachrüstung für diese Fahrzeuge zu bezuschussen. Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung will der Volkwagenkonzern bis zu 3.000 Euro für die Hardware-Nachrüstung zuzahlen. Dieser Zuschuss deckt allerdings – anders als bei Pkw-Nachrüstungen – nicht alle Kosten.
Kosten für T5-Nachrüstung werden von VW nur teilweise gedeckt
Der Hersteller der entsprechenden Hardware, das Unternehmen Dr Pley SCR Technology GmbH aus Bayern, setzt den Preis für zwei große SCR-Katalysatoren für den VW T5 California bei über 5.000 Euro an. Auf seiner Website erklärt der Nachrüster Dr Pley, dass er Systeme für Wohnmobile mit den Basisfahrzeugen VW T5, Fiat Ducato, Iveco Daily und MAN TGL anbiete. Diese sollen noch in diesem Jahr zugelassen und ausschließlich durch ausgesuchte Vertriebspartner eingebaut werden. Das Nachrüsten eines Fiat Ducato, der als Basis für diverse Wohnmobile dient, soll rund 6.500 Euro kosten. Stellantis, Mutterkonzern von Fiat, bietet aber keinen Zuschuss an, sodass Halter eines betroffenen Wohnmobils mit Fiat-Motor die Kosten komplett selbst übernehmen müssen.
Nach der Nachrüstung sollen die Motoren von VW und Fiat die gesetzlichen Grenzwerte für Stickoxide einhalten – was sie aktuell ohne neuen SCR-Katalysator nicht tun. Bisher überschreiten die Wohnmobile die erlaubten Emissionswerte um ein Vielfaches, sodass den Campern Fahrverbote in Städten und Ballungszentren drohen.
Unklar ist jedoch, welche Folgen die kostspielige Hardware-Nachrüstung für das betroffene Wohnmobil hat. Ähnlich wie bei einem Softwareupdate können Motorschäden auftreten, die zu einem schnelleren Verschleiß führen. Möglich ist auch ein erhöhter Dieselverbrauch, da die neuen Katalysatoren meist schwerer sind als die ursprünglich verbauten – und mehr Gewicht bedeutet einen größeren Bedarf an Kraftstoff.
Nur wenige Pkw nachgerüstet – aus Angst vor Folgeschäden
Auch für Diesel-Pkw werden seit längerem Hardware-Nachrüstungen angeboten. Allerdings nehmen nur die wenigsten Fahrzeughalter dieses Angebot an: Laut eigenen Angaben hat Volkswagen bisher nur 395 Nachrüstungen für Pkw mit Dieselmotor bezuschusst. Auch hier fürchten die Besitzer Folgeschäden durch die Nachrüstung, wie eine geminderte Motorleistung oder einen erhöhten AdBlue- sowie Spritverbrauch.
Da die Folgen von Soft- und Hardware-Nachrüstungen dem Fahrzeughalter teuer zu stehen kommen können, empfehlen Verbraucherrechtler eine Klage gegen den Fahrzeughersteller. Eine erfolgreiche Einzelklage führt dazu, dass der Hersteller einen Schadensersatz an den Fahrzeughalter zahlen und das Fahrzeug wieder zurücknehmen muss. Der Schadensersatz fällt in der Regel größer aus als der Wertverlust in Folge des Abgasskandals. Die Entschädigung kann dann beispielweise in ein neues, sauberes Wohnmobil investiert werden. Wir von der Verbraucherrechtskanzlei VON RUEDEN beraten Sie dazu gern kostenlos. In unserem unverbindlichen Erstgespräch prüfen wir, ob Ihr Camper vom Abgasskandal betroffen ist, und erklären Ihnen Ihre rechtlichen Optionen.