Manipulierte Motoren im VW Jetta lösten Abgasskandal aus

Mit dem in den USA meistverkauften Fahrzeugmodell des deutschen Automobilherstellers Volkswagen, dem Jetta, nahm der Abgasskandal seinen Anfang. In einer Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT) und der Universität von West Virginia wurden 2014 große Abweichungen beim Ausstoß von Stickoxid (NOx) bei Dieselautos der Volkswagen-Gruppe festgestellt: Unter Testbedingungen erfüllen die Fahrzeuge die Vorgaben der US-Umweltschutzbehörde EPA, doch unter realen Fahrbedingungen überschreiten die NOx-Werte des VW Jetta VI den gesetzlichen Grenzwert der USA um das 15- bis 35-fache.

Schnell war klar, dass VW Manipulationen an seinen Dieselmotoren vorgenommen hatte und die Autos bei Weitem nicht so sauber fuhren wie vom Hersteller angepriesen. Als 2015 der Dieselskandal auch in Deutschland Fuß fasste, reagierte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) mit zahlreichen Rückrufaktionen. Auch der seit 1979 hergestellte Mittelklasse-Pkw VW Jetta, der bei Amerikanern als sportliche Limousine sehr beliebt ist, musste zurückgerufen werden.

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VW Jetta V und VI: Motortyp EA189 vom Rückruf mit Code 23R7 betroffen

Das KBA veranlasste Volkswagen unter dem Herstellercode 23R7 Jetta-Modelle aus den Baujahren 2006 bis 2017 zurückzurufen, damit diese in einen den Abgasnormen entsprechenden Zustand versetzt werden können. Der Rückruf bezieht sich auf die VW Jetta-Baureihen V und VI.

Anfänglich waren jene Fahrzeuge in den Abgasskandal involviert, in denen der VW-eigene 1,6- oder 2,0-Liter-Motor EA189 mit der Abgasnorm Euro 5 verbaut ist:

  • VW Jetta V 1.6 TDI (2009-2010)
  • VW Jetta V 2.0 TDI (2008-2010)
  • VW Jetta V 2.0 TDI GT (2006-2010)
  • VW Jetta VI 1.6 TDI DPF (2010-2014)
  • VW Jetta VI 2.0 TDI DPF (2010-2014)

Bei der unzulässigen Abschalteinrichtung im VW Jetta handelt es sich um einen NOx-Speicherkatalysator, der Auspuffgase vom schädlichen NOx befreien soll. Die Stickoxide lagern sich zunächst auf der Oberfläche des Katalysators ab und wenn dieser voll ist, findet mithilfe eines chemischen Prozesses die Umwandlung der Stickoxide in Stickstoff statt. Eine illegale Software sorgt allerdings dafür, dass dieser Umwandlungsprozess im Straßenbetrieb des Fahrzeugs nur teilweise oder gar nicht stattfindet, wodurch es zu einem stark erhöhten NOx-Ausstoß kommt.

Illegale Motorsoftware auch im EA288 des VW Jetta VI

Einem Urteil des Landesgerichts Duisburg aus dem Jahr 2018 zufolge befindet sich auch eine illegale Abschaltreinrichtung im VW-Dieselmotor EA288 Euro 6. Seit 2014 werden Jetta VI-Modelle mit diesem Motor bestückt:

  • VW Jetta VI 2.0 TDI DPF 88 kW (ab 2014)
  • VW Jetta VI 2.0 TDI DPF 110 kW (ab 2014)

Als illegale Komponente ist in der Motorsteuerungssoftware der Fahrzeuge eine Prüfstandserkennung im Einsatz. Diese erkennt, ob sich ein Fahrzeug gerade in einer Testsituation oder im realen Straßenbetrieb befindet und passt dahingehend die Abgasreinigung an.

Weiterhin befindet sich im EA288 ein sogenanntes Thermofenster, ein temperaturabhängiges Abgaskontrollsystem. Seit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs Ende 2020 ist auch dieses als illegale Abschalteinrichtung zu betrachten. Ein Thermofenster bewirkt nämlich, dass die Reinigung der Abgase nur in einem bestimmten Außentemperaturbereich stattfindet. Beim EA288 findet somit während der Fahrt auf der Straße kaum eine oder keine Abgasreinigung statt.

VW Jetta VI: Abgasmanipulation auch an Fahrzeugen mit Ottomotor

Während man im Abgasskandal zunächst davon ausging, dass nur Dieselmotoren manipuliert worden sind, weiß man seit November 2015, dass dies auch bei Ottomotoren der Fall ist: Bei einigen Benzinern der Marke VW liegen die Werte zum Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) weitaus höher als vom Hersteller angegeben.

Mithilfe unerlaubter Maßnahmen, wie zum Beispiel die Erhöhung des Reifendrucks, wurden die Abgaswerte im Prüfstand manipuliert, um den Autos einen möglichst geringen CO2-Ausstoß bescheinigen zu können. Ziel war es, die Fahrzeuge in die CO2-Effizienzklasse A zu bekommen, denn bei der Berechnung der Kfz-Steuer spielt auch der CO2-Ausstoß eine Rolle. Je umweltfreundlicher ein Auto ist, desto niedriger ist auch die Kfz-Steuer.

Die CO2-Werte hat VW vermutlich bei 1,0- und 1,4-TSI-Motoren manipuliert. Betroffen sei der VW Jetta VI 1.4 TSI mit dem 1,4-Liter-Ottomotor EA211 und der Abgasnorm Euro 6. Allerdings gilt das nur für die EA211-Varianten mit Zylinderabschaltung (ACT), so Medienberichte.

Dieselskandal: Umrüstung der betroffenen Fahrzeuge

Zur Beseitigung der illegalen Abschalteinrichtungen in den Kfz müssen VW Jetta-Besitzer dem Rückruf des KBA folgen und ihre Autos in die Werkstatt bringen. Da die Rückrufe behördlich angeordnet und damit verpflichtend sind, kann es zum Entzug der Zulassung für das Fahrzeug kommen, wenn man ihnen nicht nachkommt.

In der Regel wird ein von VW entwickeltes Softwareupdate aufgespielt, das die unzulässigen Komponenten in der Steuerungssoftware des Motors entfernt. Danach soll die Abgasreinigung im Auto immer stattfinden, sodass der NOx-Ausstoß den jeweiligen Euro-Abgasnormen entspricht. Je nach Modell beinhaltet die Umrüstung der vom Dieselskandal betroffenen Fahrzeuge auch den Einbau eines veränderten Partikelfilters oder eines SCR-Katalysators.

VW-Kunden berichten nach Aufspielen der neuen Software auf das Auto teilweise von Problemen wie einem schnelleren Verschleiß von Motorkomponenten, einer geringeren Leistung oder einem höheren Kraftstoffverbrauch.

Kostenlose Erstberatung für VW Jetta-Besitzer

Wenn Sie herausfinden möchten, ob auch Ihr VW Jetta im Dieselskandal verwickelt ist, sollten Sie sich von der Verbraucherrechtskanzlei VON RUEDEN beraten lassen. Unsere erfahrenen Anwälte sind auf das Thema Abgasskandal spezialisiert und haben in diesem Zusammenhang bereits mehr als 12.000 geschädigte Mandanten zu ihrem Recht verholfen. In einer kostenlosen Erstberatung prüfen wir, ob Ihr Automodell betroffen ist und welche Ansprüche Sie gegenüber VW geltend machen können. Sie erreichen uns telefonisch unter 030-200 590 770, über unser Kontaktformular oder indem Sie uns eine E-Mail an info@rueden.de schreiben.

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