Fiat-Wohnmobile im Abgasskandal: Deutsche Umwelthilfe fordert Rückruf und Umrüstung

Veröffentlicht am in Abgasskandal

Aktuelle Messungen des Emissions-Kontroll-Instituts (EKI) der Deutschen Umwelthilfe (DUH) haben ergeben, dass zwei Wohnmobile der Marke Fiat mit der Abgasnorm Euro 6b erschreckend hohe Stickoxid (NOx)-Emissionen zeigen – obwohl SCR-Katalysatoren das Problem beheben könnten. Daher fordert die DUH das Bundesverkehrsministerium erneut auf, die betroffenen Fahrzeuge zur Umrüstung zurückzurufen und Fiat Chrysler zur Verantwortung zu ziehen.

Der Fiat Ducato 150 Multijet (Weinsberg Caraloft) und der Fiat Ducato 130 Multijet (Hobby K60) überschreiten den gesetzlichen Grenzwert von 125 mg NOx/km um das 11-fache – obwohl sich das mit Nachrüstungen vermeiden ließe: Ein mit SCR-Katalysator nachgerüsteter Fiat Ducato 130 Multijet (Euro 5) unterschreitet den NOx-Grenzwert von 280 mg/km deutlich: Das Fahrzeug zeigte bei den Messungen Emissionswerte von nur 18 mg/km.

Fiat-Wohnmobile: Überschreitungen des Stickoxid-Grenzwerts schon seit Ende 2020 bekannt

Der Umweltschutzverband hat das Bundesverkehrsministerium schon mehrfach auf die zu hohen Emissionen von Fiat-Wohnmobilen hingewiesen. Dabei ging es zunächst um Fahrzeuge der Abgasnorm Euro 5. Seit Dezember 2020 hat das EKI bereits sieben Wohnmobile auf Fiat Ducato-Basis untersucht.

Besonders ein Fiat Ducato 130 Multijet Vany Elegance mit Erstzulassung Juni 2019 fiel dabei negativ auf. Mit Emissionen von 1.520 mg/km überschritt das Wohnmobil den Euro-6b-Grenzwert um den Faktor 12,2. Die aktuell gemessenen Dieselfahrzeuge Fiat Ducato 150 Multijet und Fiat Ducato 130 Multijet haben Werte von 1.285 mg NOx/km und 1.052 mg NOx/km gezeigt. Damit überschreiten sie den geltenden Grenzwert um das 11- und 8-fache.

Der neue Verkehrsminister soll Fehler seines Vorgängers beheben

Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat eigene Untersuchungen durchgeführt und schriftlich gegenüber der DUH bestätigt, dass „hohe Stickoxid-Emissionen aufgrund von Unzulässigkeiten“ bei den Fiat Ducato-Modellen festgestellt wurden. Trotzdem hat die Behörde bislang keine Rückrufe veranlasst. Die DUH fordert daher den neuen Bundesverkehrsminister Volker Wissing auf, Fahrzeuge mit zu hohem Schadstoffausstoß zurückzurufen und Hardware-Nachrüstungen anzuordnen.

„Es ist fatal in einer Zeit, in der die Wohnmobilbranche durch Corona einen wahrhaften Boom erlebt, dass Fahrzeuge mit so massivem Schadstoffausstoß unterwegs sein dürfen“, mahnt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. „Der designierte Bundesverkehrsminister Volker Wissing sollte die Fehler seines Vorgängers Andreas Scheuer schnellstmöglich beheben. Das ihm unterstellte KBA bestätigte, dass hier etwas faul ist. Fiat als Lieferant der Basisfahrzeuge hält einen Marktanteil von fast 70 Prozent“, so Resch. Der Betrug zu Lasten der Verbraucherinnen und Verbraucher und unser aller Gesundheit zuzulassen, sei nicht hinnehmbar. Die DUH rät daher weiterhin dringend von dem Kauf eines Fiat Ducato Wohnmobils mit den Abgasnormen Euro 4, 5 oder 6 a-c ab.

Reisemobile mit SCR-Katalysator halten Grenzwerte ein

Die gute Nachricht: Bei den Messungen des EKI ist ein Fiat Ducato 140 Multijet Sunlight V66 mit Erstzulassung September 2020 positiv aufgefallen. Das Fahrzeug ist nach der Abgasnorm Euro 6 d-temp zugelassen und emittierte im Durchschnitt über alle durchgeführten Messungen nur 120 mg NOx/km. Auch bei kaltem Motor konnte es mit Emissionen von nur 80 mg NOx/km den Grenzwert unterschreiten. Der Unterschied zu den im EKI getesteten Vorläufermodellen besteht darin, dass dieses Modell über einen wirksamen SCR-Katalysator mit Harnstoffeinspritzung verfügt.

Auch ein nachgerüstetes Wohnmobil 130 Multijet Dethleffs Globebus, das im Februar 2010 nach Euro 5 Norm zugelassen wurde, fiel im Test positiv auf. Der Camper hat nach einer Nachrüstung mit einem SCR-Katalysator im Durschnitt nur noch 18 mg NOx/km emittiert und blieb damit deutlich unterhalb aller Grenzwerte.

Käufer von Fiat-Wohnmobilen werden betrogen

Axel Friedrich, Leiter des EKI, kommentiert die Untersuchungen: „Unsere Messungen zeigen zum einen das skandalöse Vorgehen des Fiat-Chrysler-Konzerns. Die Wohnmobilkäufer werden betrogen und alle Menschen durch die enorm hohen, gesundheitsschädlichen Abgasemissionen gefährdet.“ Gleichzeitig belegten die Messungen des EKI, dass sowohl bei Fahrzeugen mit SCR-Katalysator ab Werk (Euro 6d-temp) als auch bei nachgerüsteten Vorgängermodellen eine überaus effektive Abgasreinigung möglich sei.

Der Einbau von wirksamen SCR-Katalysatoren wäre bereits beim Inverkehrbringen der Euro 5 bis Euro 6c Fahrzeuge möglich gewesen. „Der Fiat-Chrysler-Konzern, mittlerweile der Stellantis Gruppe zugehörig, muss umgehend mit entsprechenden Sanktionen zur Verantwortung gezogen werden und vor allem die Kosten zur Nachrüstung der Fahrzeuge tragen“, so Friedrich.

Betroffenen Besitzern von manipulierten Wohnmobilen mit Fiat-Basisgestell rät die Rechtsanwaltskanzlei VON RUEDEN, sich anwaltlich beraten zu lassen. Nutzen Sie unser kostenloses Erstgespräch. Wir prüfen Ihren Fall individuell und besprechen das weitere Vorgehen mit Ihnen. Kontaktieren Sie uns!

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