Der Dieselskandal nimmt kein Ende für Daimler – im Gegenteil: Nach dem Milliardenvergleich in Amerika und unzähligen verlorenen Einzelklagen in Deutschland droht dem Stuttgarter Autokonzern jetzt in Großbritannien noch einmal richtig Ärger, nämlich mehrere Sammelklagen britischer Mercedes-Kunden. Zahlreiche Klägeranwälte bringen sich bereits in Stellung und rechnen mit dem „höchsten Volumen in der schottischen Rechtsgeschichte“.
Während der Dieselskandal in Deutschland schon seit fünf Jahren die Gerichte beschäftigt, geht es in Großbritannien jetzt erst richtig los – vor allem für Daimler. Mehrere Verbraucherkanzleien bereiten zur Zeit Sammelklagen für Mercedes-Kunden vor – darunter auch die börsennotierte Kanzlei Slater and Gordon. Sie alle wollen für ihre Mandanten Schadensersatz von dem Stuttgarter Autobauer erstreiten.
Das Ausmaß der Forderungen scheint gewaltig zu sein. Eine schottische Kanzlei teilte dazu mit, es gehe um eine Sammelklage „mit dem höchsten Volumen in der schottischen Rechtsgeschichte“. In England und Wales geht man von einer Million betroffenen Dieselfahrern aus. Die Entschädigungssumme könne pro Fahrzeug 10.000 Pfund betragen – knapp 111.000 Euro.
Muss Daimler nochmal Milliarden zahlen?
Daimler rechnet damit, dass die Briten einige Sammelklagen starten könnten, heißt es dazu aus Stuttgart. Aber das Unternehmen wiederholt dazu die aus den anderen Diesel-Verfahren bekannte Stellungnahme: „Wir halten die vorgebrachten Ansprüche für unbegründet und werden uns gegen eine Group Action mit allen juristischen Mitteln verteidigen.“
Erst vor zwei Wochen hatte Daimler sich allerdings in Nordamerika mit Behörden und Verbrauchern auf einen Vergleich geeinigt. Damit wollte der Konzern einer Reihe von Verfahren um Abgasmanipulation an Dieselmotoren entgehen. Wenn die zuständigen Behörden und Gerichte dem Vergleich zustimmen, wird Daimler etwa zwei Milliarden Euro zahlen müssen. Vorab will sich der Autokonzern nicht näher dazu äußern. Es ist also noch nicht klar, ob ein Schuldeingeständnis des Autoherstellers vorliegt.
Daimler als Ziel von britischen Klägeranwälten
Der milliardenschwere Vergleich in Amerika motiviert die britischen Kanzleien dazu, auch in Großbritannien klagefreudige Dieselfahrer zu vertreten. Der VW-Prozess vor dem High Court in London sorgt in Großbritannien ebenfalls für Rückenwind: Die obersten Richter hatten festgestellt, dass der Konzern im Dieselmotor EA189 unzulässige Abschalteinrichtungen verbaut hat, die die Emissionswerte auf dem Prüfstand verfälschen.
Das deutsche Kraftfahrtbundesamt (KBA) wirft Mercedes ebenfalls vor, illegale Abschaltsoftware zu nutzen – darunter das Thermofenster und die Kühlmittel-Solltemperatur-Regelung. Fahrzeuge, in denen solche Abschalteinrichtungen entdeckt wurden, werden zurückgerufen.
Der Bundesgerichtshof (BGH) wird sich am 27. Oktober 2020 erstmals mit dem Thermofenster in Mercedes-Fahrzeugen beschäftigen. Sollte der oberste deutsche Gerichtshof diese Abschalteinrichtung für illegal erklären, wird das noch einmal gravierende Folgen für die gesamte Autoindustrie haben.
Verfahren in Amerika mit Fällen in Europa vergleichbar?
Daimler musste 2019 im Rahmen des Diesel-Skandals bereits ein Bußgeld von 870 Millionen Euro bezahlen. Kein Wunder, dass der Stuttgarter Autohersteller jetzt ein interessantes Ziel für Klägeranwälte in Großbritannien ist. Weil das Gesamtvolumen des KBA-Rückrufs allerdings „nur“ 1,4 Millionen Autos für ganz Europa umfasste, dürfte in Großbritannien wohl höchstens eine niedrige sechsstellige Zahl von Fahrzeugen betroffen sein.
Daimler wollte auf Anfrage der FAZ keine Angaben machen, ob und in welcher Höhe Rückstellungen gebildet wurden. „Die Veröffentlichung unserer Einschätzungen könnte das Ergebnis der Verfahren beeinflussen“, so das Unternehmen. Das Verfahren in Nordamerika sei nicht mit den Fällen in Europa vergleichbar. Es handele sich um andere Autos mit ganz anders konzipierten Abgassystemen. Außerdem seien dort die gesetzlichen Rahmenbedingungen und Zertifizierungsprozesse völlig andere als in Europa.
Daimler hat Kunden betrogen – jetzt klagen!
Wie auch immer die Gerichte in Großbritannien entscheiden – wer in Deutschland ein mangelhaftes Fahrzeug fährt und durch illegale Abschalteinrichtungen von Fahrverboten bedroht ist, hat mit einer Einzelklage gegen die Daimler AG nach wie vor gute Chancen auf einen Schadensersatz. Diese Option besteht auch für Mercedes-Fahrer, deren Fahrzeug bereits über ein Softwareupdate verfügt.
Die Verbraucherrechtskanzlei VON RUEDEN berät und vertritt bundesweit über 12.000 Dieselfahrer gegen die Autohersteller. Unsere spezialisierten Rechtsanwälte betreuen aktuell über 1.700 Fälle gegen Daimler und sind schon in zahlreichen Verfahren erfolgreich gegen Autokonzerne wie Daimler, Volkswagen, Audi und Porsche vorgegangen. Profitieren auch Sie von unserer Expertise! Informieren Sie sich in einem ersten kostenfreien Gespräch. Sie erreichen uns telefonisch unter 030 / 200 590 770 oder per E-Mail an info@rueden.de.