Im Audi-Abgasskandal hat die Staatsanwaltschaft München II am Donnerstag weitere Anklagen gegen Manager aus dem VW-Konzern bestätigt. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, sollen sich vier weitere Ex-Mitarbeiter von Audi vor Gericht verantworten müssen.
Anklage wegen Betrug, Falschbeurkundung und strafbare Werbung
Bei den vier angeklagten handle es sich um drei frühere Audi-Vorstände und einen hochrangigen Hauptabteilungsleiter von Audi, der mittlerweile im Ruhestand ist. Ihnen wird Betrug, mittelbare Falschbeurkundung und strafbare Werbung zur Last gelegt, so die Münchner Staatsanwaltschaft. Dem ehemaligen Hauptabteilungsleiter wird zudem vorgeworfen, die Entwicklung von Diesel-Motoren mit unzulässiger Abschalteinrichtung für Fahrzeuge der Volkswagen-Marken Audi, VW und Porsche veranlasst zu haben.
Die drei ehemaligen Vorstände müssen sich für den weiteren Verkauf der betroffenen Dieselfahrzeuge der Marken Audi und VW trotz Kenntnis der Manipulation verantworten. Einem der angeklagten Vorstandsmitglieder wird außerdem vorgeworfen, die Audi AG im Rahmen seiner Berufung in den Vorstand im Jahr 2016 über sein Mitwirken an der Manipulation im Abgasskandal getäuscht zu haben und dadurch auf betrügerische Weise Vorstandsvergütungen erhalten zu haben.
Die Anklage der vier Ex-Manager der VW-Tochter Audi wurde am Mittwoch bei der Wirtschaftskammer des Landgerichts München II eingereicht Das Landgericht München ist für Fälle um die Audi AG mit Sitz in Ingolstadt verantwortlich. In der Anklage geht es um rund 434.400 manipulierte Autos von Audi, VW und Porsche in Europa und den USA.
Audi-Chef Stadler muss ab September vor Gericht
Am 30. September 2020 beginnt der Prozess gegen den früheren Audi-Chef Rupert Stadler sowie gegen drei weitere Mitangeklagte. Stadler wird vorgeworfen, den Verkauf der im Abgasskandal manipulierten Audi-Dieselfahrzeuge nicht verhindert zu haben – obwohl er von dem Betrug wusste. Stadler und seinen Mitangeklagten drohen mehrjährige Haftstrafen. Der Prozess kann sich bis in das Jahr 2022 ziehen.
Bisher wurden nur wenige Verantwortliche im Abgasskandal angeklagt – laut der WELT weniger als zwei Dutzend Personen. Zwei ehemalige VW-Manager wurden in den USA zu Gefängnisstrafen verurteilt. Offen ist noch, ob auch der frühere VW-Chef Martin Winterkorn angeklagt wird. Er leitete den Volkswagen-Konzern von 2007 bis September 2015 und musste nach Bekanntwerden des Abgasskandals von allen Ämtern zurücktreten. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig strebt einen Prozess gegen Winterkorn an; die Ermittlungen laufen aber noch.
BGH spricht VW-, Audi- und Porsche-Kunden Schadensersatz zu
Den Ermittlungsbehörden zufolge wurden zwischen den späten Nullerjahren und 2015 mehr als elf Millionen Fahrzeuge der Marken VW, Audi und Porsche mit illegalen Abschalteinrichtungen verkauft – insbesondere in Europa und den USA.
Der Bundesgerichtshof hat im Mai klargestellt, dass der VW-Konzern seine betrogenen Kunden für den Abgasskandal entschädigen muss. Einzelklagen der Verbraucher bewirken regelmäßig, dass der Autohersteller den Kaufpreis nach Abzug einer Nutzungsentschädigung an den Kunden erstatten und den manipulierten Wagen zurücknehmen muss. In Deutschland liegen noch rund 60.000 individuelle Klagen auf Schadensersatz bei den Gerichten. Für Entschädigungen und Strafen – vor allem in den USA – musste Volkswagen bereits mehr als 32 Milliarden Euro zahlen.
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